Wir wollen auf Details, kleine Geheimnisse, das Leben der Menschen in der rauen Natur – und dieses Mal speziell im Chaos der Finanzkrise – aufmerksam machen. Tonimpressionen sowie Interviews und Texte vervollständigen diese Fotoausstellung mit zwei unterschiedlichen, sich ergänzenden Blickwinkeln. Dies ist die zweite Fotoausstellung zu Island, die ich zusammen mit Claus Sterneck gemacht habe. Nach der ersten in Island haben wir diesmal in der Stadtbibliothek Eppelheim ausgestellt. Here go to English version

In diesem Projekt habe ich mich mit der Finanzkrise 2008 in Island auseinander gesetzt. Hautnah hatte ich den Bankencrash und die folgenden Demonstrationen der wütenden, geschockten Isländer miterlebt. Plötzlich sprach alle Welt über Island – und hatte aber nur das bankrotte Land im Blick. Als Journalistin hätte ich auf diesen Nachrichten-Zug aufspringen können. Doch mich hat geärgert, dass Island vor allem durch negative Schlagzeilen plötzlich wahrgenommen wurde. Für mich bedeuten das Land und die Menschen weitaus mehr. Ich habe isländische Freunde gefunden, am isländischen Leben – das mehr als nur Krisenstimmung beinhaltet – teilgenommen und es genossen. In Porträts und Interviews, aufgenommen im September 2009 ein Jahr nach der Pleite, will ich einen Einblick geben, wie die Isländer trotz Krise positiv in die Zukunft blicken. Damit möchte ich meine Hochachtung gegenüber den Isländern ausdrücken – und ihnen Aufmerksamkeit schenken, jetzt wo nur noch wenige außerhalb Islands das Leben trotz Krise in Island interessiert. Zu den aktuellen Porträtfotos und schriftlichen Interviews zu Hoffnungen, Wünschen und Träumen zur Zukunft Islands zeige ich zudem Impressionen der Demonstrationen 2008 in weiteren Fotos.

Claus will mit seinen Bildern ein anderes Island zeigen: mehr Details, aufgenommen aus einer ungewohnten Perspektive, um einen neuen Blickwinkel zu zeigen. „Ich sehe etwas – sei es ein Stein, der blaue Himmel, Wellen, Pflanzen – und mein spontanes Gefühl verlangt danach, dieses Etwas mit meiner Kamera festzuhalten. Ich konstruiere nicht die Aufnahmen, richte mich bewusst nicht nach so genannten allgemeingültigen Grundsätzen eines harmonischen Bildaufbaus.“ Dadurch, dass die Aufnahmen aus dem Handgelenk heraus, spontan gemacht werden, entsteht meist eine unausgewogene Bildaufteilung, die beim Betrachter Spannung erzeugen soll. Viele der Aufnahmen sind in und um Djúpavík entstanden, wo er seit 2003 die meiste Zeit seiner Island-Aufenthalte verbracht hat.

Impressionen von der Vernissage am 6. November 2009 – Fotos von Elke Maßmann und Reinhold Bauer (vielen Dank!):

English version

We want to call attentions to details, little secrets, the lives of people in the rugged countryside – and especially in the chaos of the financial crisis. Soundimpressions, interviews and texts complete this photo exhibition with two different, complementary perspectives. This is the second photo exhibition about Iceland, which I have done together with Claus Sterneck. After the first time in Iceland we have exhibited now at the City Library of Eppelheim.

In this project, I grapple with the financial crisis of 2008 in Iceland. I had witnessed the banking crash and the following demonstrations by angry, shocked Icelanders. Suddenly, everyone was talking about Iceland – and had only the bankrupt country in view. As a journalist I would have to jump on this news train. But I was annoyed that Iceland was suddenly perceived mainly by negative headlines. For me, the country and the people mean so much more. I found Icelandic friends, and enjoyed the Icelandic life – that includes more than just a mood of crisis. In portraits and interviews, photographs and recorded in September 2009 a year after the crash, I will give an insight into how the Icelanders looking positive into the future despite the crisis. I would like to express my deep respect the Icelanders. I show portrait photographs and written interviews with hopes, aspirations and dreams for the future of Iceland and also impressions of the demonstrations in 2008.

Claus wants to show another Iceland – more details taken from an unexpected point of view, showing a fresh angle. “I see something- a stone, the blue sky, waves, plants- and I get a sudden feeling that I have to capture it on camera. I don’t construct the picture, I don’t think of the principles of composition.” Because the pictures are taken spontaneously, the result is often an unharmonic composition, which appears jarring to the viewer. Most of the pictures were shot in and around Djúpavík, where Sterneck has spent most of his time since 2003.