Rot, rot, rot – noch sind die Schotterpisten im isländischen Hochland gesperrt. Aber die Vorfreude auf Touren durch die steinige Einöde wächst! Ob mit Zelt oder etwas komfortabler in den einfachen Hütten: Das Übernachten im Hochland ist in jedem Falle abenteuerlich. Von meiner Hochlandreise habe ich heute einige S/W-Impressionen für euch.

(Für eine größere Fotoansicht auf eines der Bilder klicken!)
Zunächst sind wir die Kjölur-Piste – vorbei an Geysir und Gullfoss – ins Hochland gefahren. Diese Piste ist inzwischen ziemlich gut ausgebaut und auch ohne Allrad-Auto recht gut befahrbar – und deshalb ist es dort im Sommer auch nicht wirklich einsam. Erster Stopp war der Campingplatz nahe dem Rhyolithgebiet Kerlingarfjöll. Leider war bei unserem Ausflug dorthin das Wetter nebelig und nieselig – beeindruckend war es trotzdem zwischen den weißen Nebelschwaden. Am nächsten Morgen lachte die Sonne wieder – ich war extrem früh wach, schlich mit meiner Kamera nach draußen. Es war absolut still um mich, fast unheimlich – aber wunderschön wie die Sonne die Steinwüste mit Flussläufen und Schneebergen anschien. Das war schon mal ein toller Vorgeschmack auf die nächste Hochland-Etappe am Göttervulkan.

Nahe Varmahlíð im Skagafjörður ging es wieder auf die Ringstraße und Richtung Nordosten vorbei an Akureyri und dem See Myvatn. Dann ging´s weiter auf eine F-Piste (Kennzeichen für eine Hochlandroute). Zunächst versteckte sich der Tafelvulkan Herðubreið und Sitz der isländischen Götter. Doch als wir am Fuß des sagenumwobenen Berges in der Oase Herðubreiðarlindir rasten, geben die Wolken den Blick frei auf den mächtigen, plattgedrückten Berg.

Hier am Rand eines Lavafeldes sprudeln viele Quellen, so dass Pflanzen die Wüste in einen blühenden Garten verwandeln. Hier soll Fjalla Eyvindur, der bekannteste Geächtete Islands, den Winter 1774/1775 verbracht haben. Um ihn und die anderen Geächteten, die in der Missetäterwüste ihr Dasein fristeten, ranken sich wilde Geschichten. Ich bin froh, mich nicht von den mageren Fischchen und dem Engelwurz ernähren zu müssen, sondern an der Drachenschlucht in der Hütte Unterschlupf zu bekommen. Rund 40 Kilometer südwestlich der Herðubreið liegt das Vulkanmassiv Dyngjufjöll. Im Zentrum des Vulkanmassivs befindet sich die Askja , ein riesiger Einsturzkrater von neun Kilometer Durchmesser. In dem Gebiet hat die NASA für die erste Mondlandung trainiert – gut vorstellbar, denn außer Stein und Schnee gibt es nichts weiter.
Durch Schneematsch stampfen wir zum Kratersee – eine atemraubende Kulisse. Und auch von hier gibt es einige Geschichten zu erzählen. Beispielsweise die von den deutschen Geologen Knebel und Rudloff, die während einer Expedition 1907 hier spurlos verschwunden sind. Ein Jahr später hatte sich die Freundin von Rudloff, Ina von Grumbkow, als eine der ersten Frauen auf die schwierige Reise und Suche nach den Vermissten gemacht – erfolglos. Ihr Tagebuch dieser Reise, Ísafold, ist ein empfehlenswerter Abenteuerbericht. Zu Pferd, mit unzureichender Kleidung und spartanischer Ausrüstung hatte die Reise zur Aksja eine ganz andere Bedeutung als für mich heutzutage. Mir reicht schon das Abenteuer in dem warmen Kratersee mitten im Hochland zu baden: Im Jahr 1875 kam es im Askjagebiet zu einem gewaltigen Ausbruch. Dabei entstand der Vitikrater und darin ein milchiggrüner, 20 Grad warmer Kratersee – Umkleiden gibt es nicht, dafür genügend Zuschauer vom Kraterrand, doch ab ins Wasser (das nicht wirklich an allen Stellen warm ist).

Ich hoffe, mein Bericht und meine Fotos machen Lust auf eigene Entdeckungstouren ins isländische Hochland! Oder vielleicht wart ihr selbst schon mal dort?