Film und Musik passen gut zusammen – als Musik zum Film oder als Film über Musiker. Diese Kombination ist das Besondere am Northzone-Festival, das von 4. bis 8. April in Berlin erstmals stattfindet. Es präsentiert die Vorzüge von Independent Musik und innovativem Kino aus dem Norden Europas. „Wir zeigen dabei nicht nur aktuelle und innovative Spielfilme – insbesondere von Newcomern –, sondern suchen für unser Programm gezielt Musikdokus“, erklärt Festivalleiterin Gudrun Matilde Holz im Interview; Interview Gudrun Matilde Holz

Auch Island ist präsent im Festivalprogramm. Besonders hervorzuheben ist der Film „Árstíðir: You just have to know me“ von Lilja Häfele. Das Porträt über die Band Árstíðir ist der erste Dokumentarfilm in voller Länge der jungen Filmemacherin. Wie es zu dem Projekt kam, hat Lilja mir im Interview verraten; Interview Lilja Häfele. Während ihrer Dreharbeiten hatte ich sie in Island getroffen und als Filmemacherin hier porträtiert…

Mit viel Liebe zu Island, den Menschen und der Natur der Insel, der Musikszene Reykjavíks und der Rolle von Musik im Leben der Isländer erzählt Lilja den Weg der Band Árstíðir. Sie gibt den Musikern viel Zeit – und es ist als Zuschauer, als hätte man den ganzen Tag mit diesen sympathischen, talentierten und leidenschaftlichen Menschen verbracht und ist eingetaucht in ihre Musik. Und ich war eine Dreiviertelstunde live wieder zurück in meinem geliebten Reykjavík – von dem ein Stück nach Berlin kommt.
Der Dokumentarfilm über die isländische Band Árstíðir wird am Samstag, 7. April, 20.15 Uhr, im Babylon Kino2 und Sonntag, 8. April, 21 Uhr, im Babylon Kino2 gezeigt. Die Band selbst spielt am Sonntag ab 21 Uhr im Lido: Die Formation produziert als sechsköpfige Band ein Klang-Amalgam aus Progrock, Indie, Country und isländischer Volksmusik: virtuos und orchestral wie Sigur Rós.

Offiziellen Webseite zum Film www.youjusthavetoknowofme.com und der Trailer:

Wer nicht in Berlin ist oder an dem Wochenende keine Zeit hat, kann ihn sich für zwei Euro bei Icelandic Cinema Online anschauen.

Auf dem Northzone-Festival wird auch der neue Konzertfilm „Inni“ von Sigur Rós gezeigt, „der die Performance von Sigur Rós nicht nur abbildet, sondern in eine eigene filmische Vision transponiert“, erklärt Gudrun Matilde Holz. Zu sehen ist auch der isländische Spielfilm „King´s Road“ (Trailer mit dem deutschen Schauspieler Daniel Brühl), dessen Soundtrack u.a. von den Sugarcubes oder Lay Low stammt und der eine tragende Rolle spielt. Auch „Backyard“ ist zu sehen, über den ich auch hier im Blog schon berichtet habe.

Ausführliche Infos zum Northzone-Festival sowie das komplette Filmprogramm und Musikprogramm gibt es auch auf northzone.de

Interview Gudrun Matilde Holz

Berlin ist voller kleiner Festivals – was ist das Besondere am Northzone-Festival?
Northzone ist das einzige Festival in Berlin, das sich Kino und Musik aus Nordeuropa/Skandinavien widmet. Wir zeigen dabei nicht nur aktuelle und innovative Spielfilme – insbesondere von Newcomern –, sondern suchen für unser Programm gezielt Musikdokus. Denn das gesamte Programm steht für den künstlerischen engen Kontext, in dem Musik und Film aus Nordeuropa stehen. Für viele der Musiker spielt die visuelle Ebene ihrer Arbeit eine entscheidende Rolle, nicht nur in Form von Musikvideos.

Weshalb passen Film und Musik zusammen in ein Festival?
Gerade aus Schweden, Island und Finnland – unseren Fokus-Ländern dieses Jahr – kommt seit Jahren originäre und spannende Musik und Filmkunst, die sich gerade in Berlin großer Beliebtheit erfreut. Für unser Festival bedeutet das, dass wir ganz unterschiedlich orientierte Publikumsgruppen zusammenbringen. Wer sich bisher für isländische Klangkunst interessiert, findet bei Northzone auch stylischen Pop aus Schweden oder schwarze Komödien aus Finnland.

Berlin ist beliebter Wohnort skandinavischer Künstler – was meinen Sie warum?
Berlin ist die Schnittstelle zwischen Osteuropa/Skandinavien, und zahlreiche internationale Künstler haben ihren Arbeits- und Lebensmittelpunkt kurz- oder längerfristig hier. Die Bewohnerschaft der Stadt ist ausgeprägt multikulturell und multinational. Berlin ist eine Einwander-Stadt mit relativ toleranter und kunstaffiner Atmosphäre – diese Tradition wieder zu beleben ist der Stadt nach ihrer Blüte in den 1920er Jahren gelungen. Die Stadt verfügt noch immer – neben legendären Clubs und Veranstaltungsorten – über eine große und heterogene Anzahl an kleineren ambitionierten Konzert- und Kunstlocations. In einzelnen Stadtteilen eröffnen fast wöchentlich neue Galerien und Clubs. Dies alles illustriert, das die Stadt, neben – für Skandinavier – relativ erschwinglichen Mieten, ein großes Arsenal an Möglichkeiten für künstlerische Arbeit bietet.

Was ist das besondere Highlight beim diesjährigen Festival?
Es gibt natürlich mehr als eines! Das finnische Line-Up des Eröffnungskonzerts, LCMDF und das Elektro-Dou Millenium, gehören dazu, aber auch die gerade vom Geheimtipp zum next big thing avancierende schwedische Art-Pop Band Niki & The Dove und der schwedische Skweee DJ Daniel Savio – last not least das isländische Soundart-Sextett Árstíðír bei ihrem ersten Berlin-Konzert! Im Filmprogramm sind der finnische urbane Roadmovie Sixpack ein Muss ebenso wie die Musikdoku Backyard, in der sich ein Who’s Who der isländischen Indiebands zum Gig im Garten trifft.

Interview Lilja Häfele

Wie ist die Idee zu dem Film entstanden?
Eigentlich ist der Film durch einen Zufall entstanden, den neuen Medien youtube und facebook sei Dank. Ich hatte geplant, meine Islandreise 2010 mit einem Video-Blog zu begleiten. Ursprünglich habe ich nach jungen, in Deutschland unbekannten isländischen Bands gesucht, die mir möglicherweise für einen Video-Blog ihre Musik als Hintergrundmusik zur Verfügung stellen würden. So kam der Kontakt zu Árstíðir zustande. Ich lernte die Band kennen und entschied, ein kurzes Blogvideo über sie zu drehen; nur drei bis fünf Minuten lang. Die Dreharbeiten liefen wunderbar und ich filmte doch ein wenig mehr als geplant. Zurück in Deutschland spornte mich das Feedback meiner Freunde und Kollegen an, mehr aus dem Thema zu machen.

Und so bist du für einen längeren Dreh wieder nach Island geflogen?!
Ja, ich war im Herbst und Winter 2010 noch mal in Island, fand wundervolle Teammitglieder und Unterstützer im Bereich Postpro und so konnten wir innerhalb der darauf folgenden Monate den Film fertig stellen. Insgesamt haben wir von dem ersten Treffen mit der Band bis zum Endergebnis genau ein Jahr daran gearbeitet.

Was bedeutet es für dich, dass dein Film jetzt auf dem Northzone-Festival in Berlin läuft?
Es freut uns alle sehr! Natürlich zum Einen, weil es eine neue Möglichkeit ist, den Film überhaupt zu zeigen; bisher lief er in Lübeck und Reykjavík. Zum Anderen, weil das Festival ein Skandinavien liebendes und Musik interessiertes Publikum anspricht und der Film so genau dem Zuschauerkreis zugänglich wird, für den der Film gemacht ist- und nicht zuletzt, weil bei diesem Festival Árstíðir selbst einen Auftritt haben werden und so die Festivalbesucher die einzigartige Möglichkeit bekommen, den Film zu sehen und sich gleich im Anschluss selbst von der Band zu überzeugen.