Schnee und Eis so weit das Auge reicht. Robbenfangende Eskimos. Was weiß ich eigentlich über Grönland? Obwohl die größte Insel der Welt lediglich knapp 300 Kilometer von Island entfernt liegt, weiß ich außer Klischees nicht viel über Grönland. Umso mehr freue ich mich auf das Greenland Eyes Filmfestival von 24. bis 30. April in Berlin. Das Festival feiert Premiere und versucht erstmalig eine Bestandsaufnahme der noch jungen grönländischen Filmszene.


Insgesamt 17 Filme sind im Berliner Kino Arsenal zu sehen. Zudem präsentieren sich grönländische Künstler wie die Schauspielerin und Erzählerin Makka Kleist; die Künstlerin Julie Edel Hardenberg zeigt eine Ausstellung mit fiktiven Filmplakaten und die Singer-Songwriterin Nive Nielsen gibt mit ihrer Band „The Deer Children“ ein Konzert.
Organisiert wird Greenland Eyes von Regisseurin Ivalo Frank, eine in Grönland geborene Dänin, die in Berlin lebt, und der Skandinavistin Lill-Ann Körber. Lill-Ann Körber hatte eine Lehrveranstaltung am Nordeuropa-Institut angeboten, zu der eine Exkursion nach Grönland gehörte. Christina Just, Studentin an der Humboldt-Universität Berlin, nahm daran teil – und entdeckte die grönländische Filmszene. Jetzt holen die Drei die wenigen grönländischen Filmschaffende und deren Werke nach Berlin.

PROGRAMMAUSSCHNITTE
Erste grönländische Komödie
„Hinnarik Sinnattunilu“(Hinnariks Traum) ist die erste grönländische Komödie. Der Regisseur Angajo Lennert-Sandgreen, der selbst in einer Doppelrolle als Hinnarik und sein schwuler Freund Zakarias auftritt, gehört zur jungen aufstrebenden Generation grönländischer Filmemacher. Trailer:

Erster grönländischer Horrorfilm
„Qaqqat Alanngui (Schatten in den Bergen)“ von Malik Kleist ist der erste grönländische Horrorfilm und der in Grönland populärste Film überhaupt – hinsichtlich der Zuschauerzahlen hat er sogar Titanic vom bisher unangefochtenen ersten Platz verdrängt. Bei Greenland Eyes feiert „Schatten in den Bergen“ Deutschlandpremiere. Trailer (Grönländisch):

Preisgekrönter Spielfilm
Inuk ist das grönländische Wort für Mensch (Plural: Inuit) und der Name des Helden dieses mehrfach preisgekrönten Spielfilms „Le Voyage d’Inuk (Inuks Reise)“ von Mike Magidson. Der Film ist bei Greenland Eyes zum ersten Mal in Deutschland zu sehen. Inuks Reise ist die Reise eines jungen Grönländers zu sich selbst und durch das heutige Grönland – zwischen hauptstädtischer Urbanität und Packeis, zwischen Hiphop und Robbenfang. Trailer:

Historische Filme
Aber auch ältere Filme wie „Palos brudefærd (Palos Hochzeit)“ von Regisseur Friedrich Dalsheim aus dem Jahr 1934 sind zu sehen. Zwei Rivalen kämpfen um die Liebe einer Frau. Der zur Zeit seines Erscheinens in Dänemark und im Ausland sehr populäre Film ist nach einem Drehbuch des grönländisch-dänischen Polarforschers Knud Rasmussen entstanden. Der Film kann als Mischung aus Spielfilm und ethnographischem Film bezeichnet werden. Trailer:

Kleine Sensationen
„Tikeq, Qiterleq, Mikileraq, Eqeqqoq (Zeigefinger, Mittelfinger, Ringfinger, kleiner Finger)“ von Regisseur Ujarneq Fleischer ist der erste grönländische Film in Spielfilmlänge, der noch nie außerhalb Grönlands gezeigt worden ist und eigens für Greenland Eyes untertitelt wurde. Trailer

Mitorganisatorin Ivalo Frank selbst interviewt in ihrem Film „Faith, Hope & Greenland“ Hauptakteuren der Kulturszene in der Hauptstadt Nuuk und vermittelt eine Idee von aktuellen Debatten über eine kollektive Identität. In ihrem mehrfach ausgezeichneten Kurzfilm „Echoes“ erzählt sie von den Spuren, die amerikanische Airbases während des Kalten Krieges in ostgrönländischen Biografien und Landschaften hinterlassen haben.

Der Filmemacher Uusaqqak Qujaukitsoq zeigt „Lebende Bilder (Aulahuliat)“ aus Grönland, eine Collage aus raren Foto- und Filmdokumenten aus den Jahrzehnten nach der Zwangsumsiedlung der Einwohner von Thule zugunsten der US-amerikanischen Thule Airbase. Der Filmemacher ist Gründer der Initiative Hingitaq ’53, die beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte vergeblich für eine Rückgabe des Landes an die umgesiedelten Inughuit eintrat. Der Dokumentarfilm ist noch nie außerhalb Grönlands gezeigt worden.

INFORMATION
Filmfestival „Greenland Eyes“, 24. bis 30. April, im Kino Arsenal. Beim „Meet & Greet“ am 28. April um 17 Uhr im Arsenal kann man die Filmemacher treffen. Das internationale Symposium findet am 27. April, 11 bis 16 Uhr, in der Humboldt-Uni, Dorotheenstraße 24, Raum 1.308, statt. Am 30. April gibt es um 21 Uhr ein Abschlusskonzert im „.HBC“, Karl-Liebknecht-Straße 9 (Mitte).
Das Programm im Internet: www.greenlandeyes.com

Foto im Header © Rie Neuchs