Still, weiß, kalt und mit vielen Schlittenhunden – eben wild romantisch, so ist Grönland. Doch nicht nur! Grönland ist vor allem rau, einsam, existentiell. In beeindruckenden Schwarz-weiß- und Farb-Fotografien und mit seiner unverkennbaren Handschrift gewähren der isländische Fotograf Ragnar Axelsson (RAX) und die Inuit einen Blick in das Leben in Grönland – in einem neu erschienen wunderschönen Bildband.

Die atemraubenden Landschaftsaufnahmen der kühlen Wildnis sind immer wieder faszinierenden. Besonders aber gefallen mir die Reportage-Bilder aus dem Inuit-Dorf: spielende Kinder, schwer schuftende Robbenfänger, dösende Schlittenhunde. Axelsson beobachtete die Menschen in ihrem Alltag und auf der Jagd, die sie in den Wintermonaten bei Minustemperaturen von unter 40 Grad auf Wale, Robben und Seehunde unternehmen. Die Menschen öffnen ihm ihre Türen, lassen ihn teilhaben an ihrer Lebenswirklichkeit, an Festlichkeiten und erzählen ihm ihre Geschichten. In gleißendem Licht und ungewöhnlichen Blickwinkeln zeigen seine Fotografien die vom Lebenskampf gezeichneten, ausdrucksstarken Gesichter. Das karge Leben in einfachen Hütten und die brutale Wirklichkeit im Kampf Mensch gegen Tier vor einer kolossalen Landschaftskulisse offenbaren sich als existentielle Extremsituationen eines Lebens am nördlichen Ende der Welt. Ragnar Axelsson kämpfte sich durch Eisstürme und erwachte mehr als einmal auf einer Eisscholle, die auf das offene Meer trieb – in den vergangenen 25Jahren riskierte er nicht nur einmal sein Leben, in denen er die Inuits in ihren abgelegenen Siedlungen auf Grönland porträtierte. Doch die Leidenschaft für die Fotografie und die Liebe zu den Menschen im Norden ist den grandiosen Fotografien anzusehen – wo es nicht wild romantisch ist, sondern auch auf die Folgen der veränderten Umweltbedingungen hingewiesen wird.

Fotos: Ragnar Axelsson / Knesebeck Verlag


Ragnar Axelsson: „Die letzten Jäger der Arktis“, Text von Mark Nuttall aus dem Englischen von Reinhard Pietsch, Knesebeck Verlag