In Sachen Schokoladenkuchen, Waffeln und Milchprodukten wie Skyr und Súrmjólk beweisen die Isländer eindeutig guten Geschmack. Auf eine harte Probe werden meine Geschmacksnerven hingegen beim Þorrablót gestellt. Das traditionelle Opferfest wird derzeit nach dem altgermanischen Kalender in Island gefeiert. Jedes Wochenende treffen sich Vereine, Familien, Geschäftspartner, um sich wie schon ihre Vorfahren an isländischen Fleischspezialitäten zu erfreuen. Dazu gehören Blutwurst, gepökeltes und geräuchertes Lammfleisch. Das sind jedoch noch die gaumenfreundlichsten Delikatessen. Gewöhnungsbedürftig ist allein schon der Geruch, als ich mit Freunden die Sporthalle zu diesem besonderen Event betrete. Es riecht beißend nach vermodertem Essen. Dieses ist auf einem großen Büffet angerichtet – worauf bei genauerer Betrachtung noch größere Herausforderungen für meinen Gaumen warten.

Ich mache an diesem Abend Bekanntschaft mit eingelegten Hammelhoden, Hákarl (Gammelhai) und angesengten Schafsköpfe. Dabei sieht der Gammelhai so in kleine, weiße Würfel geschnitten ganz harmlos aus, was man von den dunkelbraunen Schafsköpfen mit schwarzen Augenhöhlen und vollständigen Gebissen nicht unbedingt behaupten kann. Doch mit ein, zwei Brennivin (klarer Kümmelschnaps) kriege ich alles runter und werde dafür mit anerkennenden Blicken meiner isländischen Tischnachbarn belohnt. Wobei ich verspreche, dass dies eine einmalige Aktion bleibt und die Isländer künftig an diesem Festtag alleine schlemmen dürfen.