Berlin, Berlin – ich bin jetzt in Berlin! Ganz offiziell melde ich mich nun auch hier auf meinem Blog zurück in Deutschland. Anderthalb Jahre habe ich zuletzt in Reykjavík gelebt und euch von der Insel berichtet und meine Fotografien gezeigt. Und auch wenn die Insel zu einer zweiten Heimat und zahlreiche Bewohner zu neuen Freunden geworden sind – habe ich doch auch einiges aus Deutschland vermisst. Here go to English version

Doch die Nähe zu Island bleibt!

So ist beispielsweise eine enge Freundschaft zu Myriam entstanden. Myriam lebt seit vielen Jahren im Norden der Insel und betreibt im Svarfaðardalur nahe Dalvík ihr Gästehaus Skeið. Erinnert ihr euch? Schon oft habe ich von dort erzählt und Fotos gezeigt. Zudem stammt Myriam aus Berlin.

Künftig schreiben wir uns unter der Rubrik „Briefwechsel“ auf unseren beiden Blogs www.tibauna.de und www.blog.thule-tours.com künftig Briefe zwischen Deutschland und Island, zwischen Berlin und Skeið. Mit unserem Briefwechsel wollen wir die fast verloren gegangene Form des Briefeschreibens wieder aufleben lassen – und sie mit dem modernen Kommunikationskanal Internet verbinden. Und statt den gesammelten Briefwechsel irgendwann einmal als Buch herauszugeben, teilen wir ihn einfach sofort mit euch auf unseren Blogs und tauschen uns mit euch aus.

Wir wollen unsere ähnlichen und/oder unterschiedlichen Erfahrungen und Erlebnisse aus dem Alltag mitteilen, Myriam mit Familie auf dem Land in Island, ich in der Hauptstadtmetropole in Berlin. Wir wollen unsere Gedanken und Gefühle zwischen Island und Deutschland schweifen lassen sowie Tipps zu kulturellen Veranstaltungen und Ausflügen geben. Wir wünschen euch viel Spaß beim Lesen – und wünschen uns regen Austausch via Kommentare mit euch.

Eure Myriam und Tina

BRIEFWECHSEL


Berlin, 4. März 2012
Liebe Myriam,
ich bin in Berlin angekommen – und langsam fühlt es sich auch danach an. Ich mache mir Tag für Tag meine neue Wohnung ein Stück gemütlicher und diverse Mitbringsel wie Steine, Muscheln und einige Fotos aus Island haben schon ihren Platz bekommen. Vor allem aber genieße ich es, endlich wieder auf den Wochenmarkt gehen zu gönnen – und das direkt vor meiner Haustür! Denn ehrlich gesagt: Das eingeschränkte Angebot an frischem Obst und Gemüse in Island hat meine Geschmacksnerven manchmal schon mächtig gelangweilt. Und ich freue mich, die ersten Frühlingstulpen, Osterglocken und Stiefmütterchen günstig an jeder Ecke zu mir nach Hause holen zu können. Ich erinnere mich noch, wie ich vergangenen Sommer in Reykjavík mit Margeriten vom Straßenrand gemopst habe – doch die Freude währte nur kurz. Denn das blöde Unkraut fing nach zwei Tagen fürchterlich an zu stinken, so dass ich den Strauß auf den Balkon verbannt habe, wo sich ab dem Zeitpunkt keine Nachbarskatze dort mehr blicken ließ!
Was ich allerdings in Berlin sehr vermisse: das Meer und den Horizont! Wenn hier an manchen Tagen die Sonne glutrot untergeht, die Häuserfronten in weiches, warmes Licht taucht – möchte ich mich oft recken und strecken und sehen, wo die Sonne hinterm Horizont versinkt. In Reykjavík bin ich öfters abends fünf Minuten zum Meer gelaufen oder zum Leuchtturm Grótta und habe in die Weite geschaut.
Tja, aber ich kann eben nicht alles haben!

Ganz liebe Grüße sende ich dir und deinen Lieben aus Börlin,
Tina

skeið, 7. maerz 2012
liebe tina,
danke fuer deinen brief! da bist du also in berlin angekommen – gut! deine neue heimat. meine alte:) kann mir vorstellen, wie du dich stueck fuer stueck einrichtest, in der wohnung, in der neuen umgebung. lustige vorstellung, dass gar ein paar steinchen und muscheln aus unserer gegend nun in den vier waenden einer berliner wohnung zu hause sind. das erinnert mich daran, dass ich umgekehrt hier in meinen vier waenden auf island zunaechst nicht den drang verspuerte, mitbringsel vom alten daheim hier aufzustellen. ein paar photos, aber das war´s dann schon. lag wohl auch daran, nicht viel besessen zu haben.
obst und gemuese auf island sollte man einfach selbst anbauen, wenn man die moeglichkeit hat. luxusgueter:) gelangweilte geschmacksnerven sind wahrscheinlich unter den zugezogenen ein weit verbreitetes symptom. daher habe ich hier auch gleich im ersten sommer ein gewaechshaus gebaut. mein damaliger partner hatte wohl zuerst die idee. ich grossstadtkind muss gestehen, hatte da einiges zu lernen und bin immer noch am lernen. jetzt ist uebrigens die zeit zum tomaten aussaeen, und ich habe schon diverse sorten erstanden (gute freunde schickten mir ein care-paket, denn so spannende sorten wie tigerella und schwarze cherry kriege ich hier nicht so einfach), in der hoffnung, im hochsommer endlich mal rote baelle zu ernten, bzw. gestreifte tiger und schwarze kirschen. bisher sind es leider nur gruene bis orangene geworden, die dann alle auf einmal abgeerntet werden wollen. meist dann, wenn wir gerade den sommer durch 2 wochen urlaub im sueden verlaengern wollen;) aber gruene tomaten sind hervorragend im chutney. blumen saee ich auch aus. bin jedoch mehr so der feld- und wiesentyp, also wicken, jakobsleiter, mohnsorten, margheriten, kamille und co und dann natuerlich kraeuter!! kraeuter sind so schoen pflegeleicht, duften, werten jedes noch so einfache essen auf (verhelfen mir zu gaestelob: „wie, du baust selbst an? mmmm! dann schmeckt´s gleich doppelt so gut!“:) und die meisten sind noch dazu winterhart. du koenntest dir auf deinem balkon auch ein stueck island pflanzen: islaendischen mohn zum beispiel. der leuchtet so herrlich in orange, gelb und weiss-gelb. und frauenmantel ist sowohl eine augenweide (besonders im herbst, wenn die geranienartigen blaetter knallrot, gelb, orange werden), als auch gesund im tee! gehoert zu den hauptheilpflanzen. da faellt mir ein bauprojekt ein, aber davon ein ander mal, denn ich muss noch ein bisschen was tun, bevor meine energiebuendel vom kindergarten mit papa heim kommen;)

ich sende dir einen frischen, salzigen nordgruss, damit dir das meer in erinnerung kommt! den dalvíker fischgeruch lass ich lieber weg?!!
bis wieder, myriam.
ps: bitte an baerlin auch einen gruss:)

ENGLISH VERSION

New! Penfriends from Berlin and Northern Iceland

Berlin, Berlin – now I’m in Berlin! Officially on my blog, I report back to you in Germany. One and a half year I’ve been living in Reykjavik , reported from the island and showed you my photographs from there. And although Iceland is a second home for me now, I’ve also missed a lot from Germany.

But the closeness to Iceland remains!

For example, I become friend with Myriam. Myriam lives since many years in the north of the island and operates her guesthouse Skeið in Svarfaðardalur close to Dalvík. Do you remember? Often I have told you by there.
Now we will start a correspondence between Iceland and Germany, between Berlin and Skeið on our both blogs www.tibauna.de an http://blog.thule-tours.com/. With our correspondence we want to revive the form of writing letters in older days – and then bring it into the modern communication channel of the world wide web. And instead someday we will publish the collected correspondence in a book, we just share it with you from now on our blogs.

We want to share our similar and / or different experiences and experiences of everyday life, Myriam with family in the countryside in Iceland, I am in the German capital city Berlin. We want to roam our thoughts and feelings between Iceland and Germany as well as provide tips on cultural events and excursions. We hope you enjoy reading – and hope for lively exchanges via the comments with you.

Your Myriam and Tina

CORRESPONDENCE

Berlin, 4th march 2012
Dear Myriam,
I´ve arrived in Berlin – and slowly it feels like being here. Day by day my new apartment becomes cosier and various souvenirs like stones, mussels and some photos from Iceland got a place. Above all I enjoy to visit the weekly market – directly before my home! To be honest, I was bored of the limited supply of fresh fruits and vegetables in Iceland. And now in Germany I am pleased to get the first signs of spring: tulips! I still remember last summer in Reykjavík how I pinched some marguerites from the roadside – but the joy was short-lived. Because after two days the weeds started to stink abominably. So I have banished the flowers on the balcony, and from this moment I never saw neighbour’s cat there anymore!
But in Berlin I also miss something: the sea and the horizon! When here the sun glows red and goes down and plunge the fronts of the houses into a soft warm light – then I would like to stretch me to see where the sun goes down behind the horizon. In Reykjavík several times I was gone at the ocean, just few minutes away from my home or I drove to the lighthouse Grótta to look into the sweep of the horizon.

Sigh. But I can´t have everything!

Myriam, from Berlin, I send the best greeting to you and your loved ones,
Tina

skeið, 7th of march 2012
dear tina,
thank you for your letter! so there you are arriving in berlin – good!
your new hometown is my old:) i can imagine, how you get organized and arrange yourself step by step in the new environment, in your new flat.
funny to know, that even some stones and shells from our region are in-between of your goods in a flat in berlin. quite the opposite with me: there was no urge to decorate my new-old home here in iceland with souvenirs from my former homes. some photos, that´s it. might be an explanation that i did not really own much.

here in iceland, if you have the possibility, you should grow your own vegetables and herbs, maybe fruits (not for beginners i guess).
luxury goods:) bored gustatory cells are probably a common symptom among immigrants. that´s why i build a greenhouse at the very beginning of my settling here. surely it´s been my ex-partner who had the idea. myself, a former citychild, confessing there ´s a lot to learn about! by the way, it´s now the time for sowing tomatoseeds. i got several sorts of tomatoseeds (good friends sent a care-package, as i had difficulties in getting some different sorts, such as tigerella and black cherries), in the hope for a successful harvest of finally red tomatoes (or striped tigers and black cherries;) in the end of midsummer. as far as now we just got green tomatoes and had to gather them almost all at once. harvesting comes mostly when we want to travel, to expand a bit the short icelandic summer by going south:) but well, green tomatoes are perfect for a chutney!
i do sow flowerseeds as well, but i am more of a wildflowertype (not really a fan of english gardens, so they can be impressing, too….). so it´s jakob´s ladder, poppies & co and not to forget herbs! herbs are so easy to grow, easy to handle and i love the smell + they grade up every meal, even a simple one (good to hear: „is that right, you grow it in your own garden? mmmm! such a great taste…“). most herbs are even hardy. you could grow a piece of iceland on your bacony, you know: icelandic poppy for example. a wonderful wildflower in orange, white and yellow. or alchemilla. a feast for the eyes (turns into an „indian summer“ in fall) + one of the main healing herbs ! which reminds me of another project, but this story has to wait, as i need to finish still some work before my kids and husband are coming home, spreading out their energy;)

i am sending you a fresh, salty greeting from the north, so you receive a souvenir from the north atlantic!
with or without the lovely (?) fishy smell from dalvík?!

xxx myriam.